Die ersten Siedler
Nach seiner Einsetzung zum Markgrafen der Mark Meißen im Jahre 1156 holt Markgraf Otto von Wettin bäuerliche Familien aus dem Altsiedelland Franken in die Meißner Region, um vorrangig das dünn besiedelte Gebiet südlich der Freiberger Mulde mit Leben zu erfüllen. Da im Frankenreich seit Jahrhunderten das Christentum Volksreligion ist, gehören die in unsere Region kommenden Familien mit Sicherheit zur christlichen Kirche. Um 1160 – 1165 entstehen die Dörfer an der Striegis. Den tief im Glauben verwurzelten Menschen ist es sicher sehr wichtig, sehr bald eine kleine Kapelle für gottesdienstliche Zusammenkünfte zu erbauen.
Eine erste Kapelle
Die erste nachweisbare Erwähnung findet im Jahre 1356 eine „Laurentius-Kapelle“. Zum Kirchspiel Pappendorf gehören von Anfang an die Dörfer Berbersdorf, Goßberg, Kaltofen, Mobendorf, Ottendorf und Riechberg. Während Riechberg 1583 nach Bockendorf ausgepfarrt wird, bleibt Ottendorf bis 1875 in Pappendorf. Nachdem 1175 der erste Konvent im Kloster Marienzelle eingezogen ist, wird das Kloster sowohl geistliche als auch weltliche Behörde für die Dörfer an der Striegis. Die kleine Kapelle genügt schließlich nicht mehr den Ansprüchen der erheblich gewachsenen Dörfer.
Die erste Kirche
So kommt es zum Bau der ersten richtigen Kirche, die am Frohnleichnamstag des Jahres 1424 durch den Weihbischof von Meißen „zu Ehren der Heiligen Wenzeslaus und Siegismund“ geweiht wird. In der Kirche finden im Schiff in den „Weiberstühlen“ 289 Frauen und auf den Emporen 209 Männer einen Sitzplatz.
In den Jahren 1480, 1488 und 1544 erhält Pappendorf jeweils eine durch das Kloster gestiftete Glocke, die alle in Freiberg in der Glockengießerei Hilliger gegossen wurden. Als bereits der Wind der Reformation durch die Lande weht, erhält Pappendorf 1520 noch einen vom Kloster gestifteten kostbaren Flügelaltar, der heute in der Schlosskapelle der Burg Mildenstein in Leisnig steht. Als 1539 der Sachsenherzog „Georg der Bärtige“, ein Gegner der Reformation, stirbt, führt sein bis dahin in Freiberg lebender Bruder Heinrich die neue Lutherische Lehre ein. Der bisherige katholische Geistliche Bartholomäus Hilliger tritt zum evangelischen Glauben über und bleibt im Amt. Im Alter von etwa 60 Jahren heiratet er noch die 14-jährige Tochter Esther seines Superintendenten Caspar Zeuner aus Freiberg.
Im Jahre 1658 erhält die Kirche ihre erste Orgel. Sie wird vom Orgelbauer Georgius Weindt aus Schluckenau in Böhmen errichtet. Ausgestattet mit einem Manual und Pedal kostet sie insgesamt 219 Taler.
Durch Schädlingsbefall und eindringendes Regenwasser wird das Gebälk des Turmes in den folgenden Jahren stark beschädigt. Nach langen Verhandlungen gelingt es endlich im Jahre 1772, den Oberbau des Turmes zu erneuern. Der in Schmalbach ansässige Zimmermeister Johann Gottfried Schumann errichtet die schöne Turmhaube. Als in der Orgel „das Leder von den Mäusen und das Holz von den Würmern“ so stark geschädigt sind, dass einige Register nicht mehr benutzt werden können und außerdem für die stark gewachsene Gemeinde nicht mehr ausreichend Sitzplätze zur Verfügung stehen, wendet sich Pfarrer Karl Ludwig Kell 1830 an die Kircheninspektion mit der Bitte, eine Vergrößerung des Schiffs und den Bau einer neuen Orgel zu unterstützen. Endlich 1839 sind alle Steine aus dem Wege geräumt und der Bau kann beginnen.
Das neue Kirchenschiff und die neue Orgel
Der bereits als Kirchenbaumeister bekannte Zimmermeister Christian Friedrich Uhlig aus Altenhain bei Chemnitz erhält schließlich den Auftrag zum Bau des Kirchenschiff, so, wie wir es heute noch vorfinden. Nach einem Entwurf des Zwickauer Orgelbaumeisters Carl Gottlieb Jehmlich errichtet sein ehemaliger Altgeselle Carl Gottlieb Jeheber aus Friedebach bei Sayda eine zweimanulige Orgel mit Pedal mit ca. 1200 Pfeifen. Sie kostet 1300 Taler.
Im 1. Weltkrieg kommt es auch zu schmerzhaften Eingriffen in unserer Kirche. So werden noch 1917 die Prospektpfeifen der Orgel und zwei Bronzeglocken beschlagnahmt und entfernt. Durch intensive Bemühungen des Pfarrers Curt Hensel, der auch 1922 den Posaunenchor gründete, können 1921 die fehlenden Orgelpfeifen durch Zinkpfeifen ersetzt werden. Bereits 1920 erklingt vom Turm ein neues Geläut mit Gussstahlglocken vom Bergbauverein Bochum.
Eine Kapelle für Berbersdorf
1938 wird Pfarrer Wilhelm Luthardt auf Druck der NSDAP beurlaubt. Erst 1946 kommt er nach Pappendorf zurück. Sein sehnlichster Wunsch ist es, für „seine Berbersdorfer Gemeinde“ ein Haus zu bauen, zumal die neuen politischen Machthaber kirchliche Veranstaltungen in der Schule nicht mehr erlauben.
Nach Überwindung zahlreicher Widerstände wird das Haus gebaut und am 1. Advent 1955 feierlich geweiht. Leider kann es der Pfarrer nicht mehr erleben, da er zu Beginn des Jahres in die Ewigkeit abberufen wurde. Heute dient das Haus neben seiner ursprünglichen Bedeutung auch als Dorfgemeinschaftshaus und öffnet für alle, die es in guter Absicht betreten, seine Türen. Die Kapelle wurde nach einer Generalsanierung im Juni 2024 neu eingeweiht.
Haus Hoffnung
Es ist ein Segen, dass 1974 Helmut Richter als neuer Pfarrer nach Pappendorf kommt. So ist es ihm zu verdanken, dass der Abriss des Nebengebäudes in letzter Minute gestoppt werden kann. Doch zunächst widmet er sich dem Einbau einer Winterkirche unter der Orgelempore in der Kirche. Als Helmut Richter Pappendorf nach 23 Jahren treuem Dienst altershalber verlässt, wird die Pfarrstelle nicht wieder besetzt. Die rückläufige Zahl der Gemeindeglieder lässt das nicht zu. Da die Gemeinden Bockendorf und Langenstriegis ähnliche Sorgen haben, wird ein Schwesterkirchverband gebildet. Da nach der Wiedervereinigung Deutschlands die Erhaltung kirchlicher Gebäude wieder neu bewertet wird, kann endlich über die Rekonstruktion des Nebenhauses nachgedacht werden.
Mit großer finanzieller Unterstützung durch EU- und Landesmittel in der Region Klosterbezirk Altzella entsteht ein Haus – „Haus Hoffnung“ -, das vielfältig nutzbar ist und allen Gruppen der Gemeinde beste Bedingungen bietet. Finanzielle Zwänge und immer kleiner werdende Gemeinden zwingen zu weiteren Einschränkungen. So greift beginnend mit dem 1. Januar 2025 eine neue Struktur. Der neu gebildeten Hoffnungskirchgemeinde Hainichen gehören nun neben Hainichen noch Bockendorf, Langenstriegis und Pappendorf an.